Also bitte! Ein echter, reinzüchtiger Winchestershireline-Big-Black-Cock mit hundertjährigem Stammbaum, tiefschwarzem Gefieder mit Purpurglanz, aufrechtem, gut gerötetem Kamm, Rasse, Klasse, Haltung und Sieger der großen Rassegeflügelschau in Thure des Jahre 5037, da sind 5 Goldstücke doch ein Spottpreis! Typisch Ausländer, keine Ahnung von den Feinheiten der Rassegeflügelzucht!
Also schauen wir mal, zuerst das Schlechte:
Die Location. Ja, die Häuser sehen super aus, das Gelände ist klein aber fein, die Atmosphäre ist gut, eigentlich hat mir das total gut gefallen. Aber die Betten. Die FUCKING BETTEN! Ich habe beim Bund in einer 40-Mann-Stube auf Doppelstockbetten von 1960 (stand im Rahmen eingestanzt) mit Matratzen aus einer dünnen Schicht luftundurchlässigem Gummis unter ultrakratzigen NVA-Decken aus Stahlwolle gepennt, aber das war massiv erholsamer als diese Dinger. Die Zimmer waren winzig aber damit kann man leben, es war alles nicht mehr taufrisch aber geschenkt. Aber die Betten... wow. Zusammen mit der Hellhörigkeit, die dafür gesorgt hat, dass ich es gehört habe, wenn sich im Nebenzimmer jemand im Bett umgedreht hat... sagen wir, dass ich ein wenig müde nach Hause gefahren bin.
Und eben Doppelbetten finde ich schwierig.
Dass das Ganze nicht mehr taufrisch ist, ist auch ein wenig untertrieben. Wenn man so etwas als Larplocation betreibt, dann sollte man vielleicht auch einmal aufräumen. Das Ganze wirkt einfach ein wenig, als würden die Betreiber damit zu wenig Geld einnehmen oder sich nicht gut drum kümmern. Eines von beiden.
Und das war's auch schon, kommen wir zum Guten.
Der Plot:
Grundsolide, fast Escape-Room-mäßig. Sehr klassisch aber das ist nichts Schlechtes. Man merkt, dass in der Orga altgediente Rollenspieler sowohl am Spieltisch als auch in Live sitzen. Insbesondere in den Kleinigkeiten war das ganz viel Liebe zum Detail. Beispielsweise, dass die mitternächtlichen Spinnenbesucher es geschafft haben, aus zumindest fast, wenn nicht sogar ganz aus allen Gruppen jemanden zu beißen. Viele, kleine Details, die man oft nicht mit bekommen hat, die das Spiel aber in alle Richtungen bereichert haben. Es gab für die, die wollten, immer genug zu tun aber nicht so viel Druck, dass nicht auch mal Gelegenheit für ein wenig Charakterspiel oder Lehrstunden war.
Orga und NSCS:
Irgendwer von der Orga war immer in der Nähe, alle Fragen konnten schnell und zufriedenstellend beantwortet werden. Plot, Essen, Trinken, Kommunikation, alles hat wunderbar funktioniert. Danke Leute, ich hab's euch schon persönlich gesagt aber hier nochmal öffentlich: es hat mir sehr viel Spaß gemacht und ihr habt's toll gemacht!
Und auch die NSCs, ich will da gar nicht lange auf Einzelpersonen herumreiten denn alle haben ihre Sache super gemacht. Jeder Charakter war glaubwürdig und/oder ausreichend gruselig.
Die Mitspieler und Mitspielerinnen:
Ja, was gibt's da schon zu zu sagen? Es war meine erste Mehrtagescon seit langen Jahren (und ich finde es total schade, dass das nächste Rattenorga-Spiel bei Kassel ist) und damit auch meine erste Gelegenheit, mal wieder viel Charakterspiel zu betreiben. Und das hat mir gut gefallen. Danke an die Cuervos Asaltantes, dass ihr mich aufgenommen und meinen Jester-Charakter ertragen habt. Schade, dass ich nicht beichten durfte, ich hätte sooooooo viel zu beichten gehabt
Und danke an Basti für gründlichen Unterricht und Lucille dafür, dass sie in den Dreck gekrochen
wäre 
Lecker Fische, Drehleiermusik, verwirrte Blicke nur weil ich im Regen vor mich hin fiedelte, völlig sinnlose Diskussionen, mit wem Malagasch jetzt rumgemacht hat, Rätselraten und nette Unterhaltungen bis morgens um 4. War super.
Und das ist auch mein Fazit: war super, gerne Teil 2