Dinge die nicht ins LARP gehören...

[Dirk Martin]

In einem anderen Beitrag war die Rede von einem Charakter, der Frauen vergewaltigt und scheinbar Wörter wie "Wichser" in sein Spiel einfließen lässt. Anstatt demjenigen zu schreiben, dass er ein Vollidiot ist, hier mal der Versuch eines konstruktiven Ansatzes.

Im LARP wird gekämpft und es werden Szenen gespielt in denen Menschen mit Schwertern und anderem Kriegsgerät verstümmelt werden. Man könnte daraus folgern, dass zu einer "realistischen" Darstellung von mittelalterlichem Krieg auch die Darstellung von Folter und Vergewaltigung, sowie Fäkalsprache gehöhren. Schließlich hat es das ja alles damals mit größter Wahrscheinlichkeit gegeben.

Nun, LARP ist keine möglichst realistische Geschichtsdarstellung. Wir betreiben LARP zum Vergnügen der Teilnehmer. An Stellen wo das Vergnügen der Teilnehmer in Gefahr ist muss der Realismus hinten anstehen. Zum Beispiel verwenden wir Polsterwaffen, weil es keinen Spaß macht sich real mit Metallwaffen zu zerhacken.

Es gibt aber nicht nur die Gefahr seine Mitspieler körperlich zu verletzen. Auch mit Worten kann man anderen gehörig den Spass verderben. Ich versuche hier mal eine Liste von Thematiken zu nennen, die meiner Meinung nach nicht ins LARP gehören, weil sie Mitspieler in REAL unangenehme Situationen bringen können.

Vergewaltigung - Absolut geschmacklos. Wenn man Schätzungen zu Dunkelziffern glaubt, ist die Chance extrem hoch, dass auf einem Spiel Leute dabei sind, die so etwas selbst erlebt haben. Diese werden sicher nicht aufstehen und ausführlich begründen, warum ihnen der Spaß bei solchen Spielinhalten vergeht. Daher: Bereits Andeutungen in dieser Richtung sind absolut tabu.

Folter - Hier haben wir sogar ein Talent im Regelwerk. Möglicherweise sehen einige Mitspieler dies anders, aber detaillierte "realistische" Folterszenen wie zum Beispiel das Herausreißen von Fingernägeln, oder das Zerquetschen von Genitalien möchte ich persönlich auf keinem LARP erleben. Alte Socken vor der Nase,oder Ziegen die an den Fußsohlen lecken sind ok.

Fäkalsprache - Finde ich nicht so schlimm, aber man kann auch gut darauf verzichten. Insbesondere vermutlich modernere Ausdrücke sollten unterbleiben. Also besser "Sohn einer räudigen Hündin!" als "Wichser".

Beleidigungen - Alles was sich auf den Spielcharakter bezieht ist in Ordnung. Dinge die sowohl auf den Spielcharakter zutreffen, als auch auf den Spieler sind absolut tabu. Über Spitzohren lästern ist lustig. Über geringe Körpergröße, oder einen dicken Hintern zu lästern ist nicht witzig.

Reale Religionen - Da bin ich persönlich ziemlich schmerzfrei, aber ich weiß, dass viele Gläubige es nicht sind. Daher: tabu.

So das wärs. Wenn euch noch etwas anderes einfällt dann tut es Kund.


MfG, Dirk

[Oliver Haag]

Alte Socken vor der Nase,oder Ziegen die an den Fußsohlen lecken sind ok.

Nein definitiv nicht.... Ich lasse mir bestimmt nicht die alten Socken vor die Nase halten... das ist einfach wiederlich und wenn man darüber nachdenkt keine wirkungsvolle Foltermethode.
Aber wenn sich jemand die Mühe baut und irgendetwas baut womit man ansatzweise nachstellt Fingernägel rauszureisen... warum denn nicht? Genau so möchte ich gefoltert werden und das ist für mich vollkommen in Ordnung.

[Dirk Martin]

Worauf ich hinaus will, ist das man eben nicht "realistisch" foltert, sondern, wenn man es schon ausspielen muss, dann mit einem Augenzwinkern. Meinetwegen auch indem man ala Troubardix das Opfer mit Gesang quält. Wem dies zu albern ist und wer meint, dass sein Charakter aber richtig foltert, dem kann ich nur sagen: "Mit mir nicht." Auch will ich bei "realistischen" Folterscenen nicht als Zuschauer involviert sein, selbst wenn die Akteure mit den Vorgängen einverstanden sind. Hier gilt genau wie beim Thema "Real Religion" im LARP das Gebot der Rücksichtnahme.
Mich kränkt es nicht, wenn irgendwelche Spieltempel realer Götter intime geschändet werden, oder ob intime über reale Götter geläüstert wird. Da ich aber weiß, dass nicht alle so fühlen, nehme ich Rücksicht und verzichte auf derartige Darstellungen.

[Heiko Weber]

Hallo Ihr Lieben,

in der Vergangenheit hat es sich als sehr hilfreich erwiesen, die Mitspieler zu fragen, ob und in wieweit sie bei sowas mitmachen wollen. Heisst man fragt das Folteropfer wenn es auf dem Tisch liegt: "Du, wir wollen Dich gleich foltern um herauszubekommen wo das Schwert ist, wie weit willst Du das mitspielen? Volle Lotte; lieber nicht so doll; wir essen 10 Minuten Kekse und dann plauderst Du?"
Das hilft bei sowas.

Die Tabu Themen sind gut, einschränkend Fragen muss man auch bei folgenden Gelegenheiten:

Fesseln, auch wenn sowieso nur angedeutet
Raufen
Durchsuchen
Tragen von Verwundeten
Verbinden und Kunstblut, Wunden ausspielen


Gruß Heiko

[Jendrik Bulk]

hey Dirk, super beitrag!

von "gespielten" vergewaltigungen habe ich auch schon gehört - was das auf einem larp zu suchen hat frage ich mich bis heute

@Heiko: gute ergänzung und danke für deine super signatur!

[Dirk Martin]

Danke. Über Zustimmung freue ich mich natürlich auch.