Regelfanatiker vs Freies Spiel

Für alles rund ums LARP was nicht in die anderen Foren passt oder nicht unbedingt mit Phoenixlarp zu tun hat...

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Simon Sünd'er
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Regelfanatiker vs Freies Spiel

Beitrag von Simon Sünd'er »

Hallo liebe Gemeinde,

in den letzten Jahren kann man im Phönixsystem eine Tendenz zur "absoluten" Regelung von allem erkennen.

Einerseits ist Phönix stolz auf die Allgemeingültigkeit des Regelwerkes, es werden Zauber exakt analysiert (wenn A dann B) und auf der anderen Seite hat jede Phönix Orga das Recht sogenannte "Hausregeln" zu definieren, also Abweichungen vom Regelwerk. NSCs werden von gewissen Regeln ausgenommen (z.B. Murmeln ziehen).

Vor allem vor dem Hintergrund, dass es kein perfektes Regelwerk gibt und nach dem Prinzip "je mehr man regelt, desto mehr muss man regeln" stellt sich doch die Frage, ob es Sinn macht, alles genau zu definieren und 100%ig festzulegen.

(Ich spreche hier nicht von offensichtlichen Fehler, wie z.B. wenn die EP- mit der MP-Zahl vertauscht wurde.)

Also hier meine provokante These zur Diskussion:
Zu viele und genaue Regeln schaden nur der Schönheit des Spieles und durch zuviele und exakt definierte Regeln tun sich nur um so mehr Löcher auf. Schönes Spiel braucht nur ein paar Grundregeln!

Möge die Schlacht beginnen... :twisted:
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Dagmar Weber
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Re: Regelfanatiker vs Freies Spiel

Beitrag von Dagmar Weber »

Tja, kein Schlachtruf von mir, ich stimme Dir voll und ganz zu.... ich möchte spielen und nicht regelfuchsen, dass muss ich im echten Leben schon genug ;-)
Träume nicht Dein Leben, sondern lebe Deinen Traum
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Mark Fiedler
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Re: Regelfanatiker vs Freies Spiel

Beitrag von Mark Fiedler »

Je komplexer die Regeln werden desto häufiger wird zudem das Spiel stocken, weil man nachlesen oder nachfragen muss.
Insofern ergibt sich im Sinne des flüssigen Spielverlaufs schon die Notwendigkeit, die Dinge einfach und überschaubar zu halten.

Nachteilig ist halt immer nur, dass einzelne ihre Freiheiten eher ausnutzen als sie dem Spiel nach sinnvoll einzusetzen (die klassischen PowerGamer halt). Und wenn irgendwelche Regeln für Regeln erschaffen werden, dann meistens vor dem Hintergrund, dass ein Ausnutzen von Regeltechniken an irgendeiner Stelle übertrieben wurde.

Die meisten Hausregeln entstehen doch aus folgenden Umständen:
1. Zu einem bestimmten Spiel/Setting sind bestimmte (neue) Regeln nützlich - wenn ich mich recht entsinne sind Fähigkeiten wie "Ermitteln" mit Tulderon entstanden, weil diese auf einem Stadtspiel erst wirklich Bedeutung gewinnen.
2. Bestimmte Regeln empfindet die veranstaltende Orga für ihr Spiel in der momentanen Form unpassend. Es werden also Änderungen zur Probe als Hausregel aufgestellt - ein Beispiel dafür meine ich ist die "Wann bin ich tot" Geschichte.

Beides sind Tests, die nicht dauerhaft Bestand haben müssen aber bei guter Resonanz ins Spiel (und ins Regelwerk) einfließen können.

Das soweit zu den Hausregeln und warum ich durchaus glaube, dass diese Möglichkeit sehr sinnvoll ist.

Desweiteren habe ich in den meisten Fällen eher Konkretisierungen gesehen, wenn das Regelwerk etwas eigentlich Klares nicht klar genug wiedergegeben hatte.
Eine Überregulierung kann ich bei Phönix (noch) nicht erkennen.
Aber ganz klar... ich bin ebenfalls für die "Keep it simple" Schiene.

Die Frage ist meiner Meinung nach am ehesten: Was tut man mit Regeln, die offensichtlich unverhältnismäßig ausgenutzt werden und damit potentiell anderen Spielern das Spiel versauen?
Mit immer neuen Regeln zu reagieren ist sicher nicht der Weisheit letzter Schluss...

Nächster Bitte... :)
... der freundliche Bauer aus der Nachbarschaft.
Eggenwirth
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Re: Regelfanatiker vs Freies Spiel

Beitrag von Eggenwirth »

Neue Regeln müssen nicht sein, in vielen Situationen kann die Orga einfach so einen Riegel davorschieben.
Zum Beispiel bei der Heilung auf Tempelboden: Macht der Priester das am laufenden Band kriegt er mal kurz Orgabesuch der im mitteilt das er eine Vision seiner Gottheit hat die ihn mal rundlutscht. So nach dem Motto:

"Du mißbraucht den mir geweihten Tempel, bis du dich wieder als würdig erwiesen hast versage ich dir alle Wunder"

Danach ist Schluß mit der Dauerheilung und der Priester versucht so schnell wie möglich sich wieder als würdig zu erweisen.
Wäre auch mal eine rollentechnische Herausforderung die das Spiel bereichert.

Ansonsten sehe ich das Folgendermaßen:

Alles was das Ambiente und den Spielfluß fördert kann auch bei kleineren Regelungereimtheiten gelingen,
Alles was das stört kann auch mal bei Befolgung der Regeln in die Hose gehen ( Kreis beim Ritual nicht perfekt, Wunder nicht mit der entsprechenden Ernsthaftigkeit ausgeführt) usw.

Als Beispiel für Ambienteförderung kann ich nur auf die schamanistische Waffenweihe beim Nemesis Spiel verweisen,
Die war der absolute Knaller in der Ausführung, da hätte er meinetwegen sogar auf Formel und Befehlswort verzichten können.
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René Wohlfeil
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Re: Regelfanatiker vs Freies Spiel

Beitrag von René Wohlfeil »

Ich ziehe auch freies vor allem Schönes rollenspiel regelfickereien vor. Wenn mir ein unendlich geiler Feuersturm endgegenfliegt der nicht nur aus ner umnähten Socke sondern aus nem zum im dunkelt leuchten gebrachten zerschnittenen Tuch aussieht und außer dem Opfer mich auch noch trifft dann brenne ich halt auch.

Und eine Szene zu stören nur um eine Diskussion zu starten, dass der Dämon nach seiner aura der furcht noch nen Sternschritt nach links gemacht hat, weil er mit seiner Hammerschweren Rüstung ungünstig stand ist ätzend. Dann könnt ich echt kotzen.

Hinterher kann man sowas fast immer klären und auch irgendwie aus der Welt bügeln. Habs auch schon erlebt, dass ich mir durch ne kleine mini geschichte nen Heiltrank bei derOrga erspielen durfte, um meine Fälschlich erhaltenen wunden zu lecken.

Ich finds super, dass es interessierte gibt, die sich hier im Forum gedanken machen und sich drum balgen. Dadurch entstehen schöne und unschöne neuen Ideen. Das Regelwerk bleibt Lebendig. .. Aber wehe einer stört dadurch das Spiel.
Ja ich habe eine sehr gute schlechtschreibung.
Schlecht lesen kann ich auch gut :-).
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Simon Sünd'er
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Re: Regelfanatiker vs Freies Spiel

Beitrag von Simon Sünd'er »

Im Thread "Heimatsprache & Schrift [übersetzen]" im Bereich "Regeldiskussionen" ist gerade die Diskussion, ob man einem Spieler, dessen Char eine gewisse Sprache beherrscht, eine OT Abschrift des Textes gibt (ganz grobe Beschreibung des Inhaltes :-))

Hierbei ist von mir der Gedanke aufgenommen worden, dass ein Spieler sich über das Regelwerk sich mit den Fähigkeiten seines Chars auseinandersetzen sollte.
Z.B. ein Alchimist die Grundlagen der Alchemie/Chemie kennt, ein Waldläufer die Himmelsrichtungen, ein Medikus die Heilkunde des Mittelalters, etc.

Ein Alchimist, der seine Tränke regeltechnisch richtig braut, aber ansonsten keine Ahnung von Alchemie hat, ein Magier, der seine Sprüche schön aufsagen kann, aber keinerlei Ahnung von Magietheorie hat, sie alle handeln regeltechnisch einwandfrei, aber spielerisch?

Ich finde, dass wenn man das Regelwerk als "non plus ultra" und "allein seeligmachend" hinnimmt, man sich und aber auch den anderen sehr viel Spielspaß nimmt.

Wie René und Jens schon geschrieben haben, geht es um das Ganze (und das ist ja bekanntlich mehr als die Summe der Einzelteile), und da kommt es nicht darauf an, alles 100%ig nach Regelwerk zu machen, evtl. stört dies auch das Spiel.

Mir als Orga ist es vollkommen egal, wenn ein Ritual "absolut geil" war und sehr viele Bewunderer hatte und dann eine Nietenmurmel gezogen wurde. Das Ritual hat trotzdem geklappt, da es das Spiel gefördert hat.
Alles was das Spiel/Spielspaß fördert, wird gefördert, alles was das Spiel stört, wird gestört/unterbunden.

Aber dies betrifft nicht nur die Orgas, sondern auch mich persönlich als Spieler.
Ich nehme mir das Recht heraus, Treffer von "Stakkatoschlägen" (hab ich das richtig geschrieben?) zu ignorieren, andererseits haut ein Volltreffer eines Bi-Händers jeden meiner Chars erst mal um, egal wieviel TP der gemacht hat. Der Char zieht sich erst mal zurück (egal wieviel RP und LP). Ein Magier, der seinen Kampfzauber nicht "quer über das Schlachtfeld" schreit und entsprechend darstellt, muss sich nicht wundern, wenn er nicht ankommt. Andererseits spreche ich einen Schlafzauber nur sehr leise, gerade so, dass der Bezauberte ihn gerade noch hört.
Die Verhaltensweisen sind nicht regelkonform, aber gerade beim Beispiel mit dem Bi-Händer belohne ich das gute Spiel meines Gegenübers. Das beispiel mit den Zaubern zeigt, dass man diese situationsbedingt einsetzt.
Wir haben auch schon Flüche zugelassen, die der Bezauberte nicht mitbekommen hat, dafür musste der Fluchende aber einen persönlichen Gegenstand des Befluchten haben.

Das Regelwerk ist wie einen Weg oder eine Richtung, aber der Weg ist kein schmaler Gebirgspass, sondern eine breite Landstraße (welch Analogie :-))
Je mehr Regeln ich aufbaue und genauer definiere, desto schmaler mache ich den Weg.
Eggenwirth
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Re: Regelfanatiker vs Freies Spiel

Beitrag von Eggenwirth »

Ich frag mich gerade ob bei Priester Ritualen bei denen die Orga eh anwesend ist überhaupt Murmeln gezogen werden sollten?
Die Orga stellt ja in dem Moment den Willen der betreffenden Gottheit da, also sollte die Orga auch anhand der Ausführung entscheiden ob das Ritual gelungen ist oder nicht, der Spieler nimmt dann nur noch die entsprechende Anzahl an Murmeln aus dem Beutel.

Es ist ja schließlich eine göttliche Entscheidung ob das Ritual gelingt und nicht von Zufällen abhänig.
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seBASTIan s.
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Re: Regelfanatiker vs Freies Spiel

Beitrag von seBASTIan s. »

Ist es bei anderen Ritualzaubern nicht auch so, dass eine "übergeordnete Kraft" das OK für das Ritual gibt? Also wenn, dann doch auch dort, hm? Aber ich denke jede Orga kann das für sich entscheiden, und wenn sie will, dann kann sie ja die Murmeln ziehen.
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Simon Sünd'er
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Re: Regelfanatiker vs Freies Spiel

Beitrag von Simon Sünd'er »

wir haben ja schon, dass gewisse Rituale, z.B. "Endrituale" oder Rituale der Orga ohne Murmeln vollzogen werden.
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